Aufbruch in den Advent

Shownotes

Für viele ist Advent zuerst Zeit des Wartens auf Weihnachten und bei Kindern besonders stark verbunden mit dem Warten auf die Bescherung. Der Advent lebt aber auch von einer Gegenbewegung, die von uns kommen kann. Daher gehört der Aufbruch genauso zu Advent wie das Warten. Mit dieser Folge möchte ich dich in diese adventliche Bewegung mit hineinnehmen und dich dazu reizen, dem nachzuspüren, was Aufbruch für dich in dieser Adventszeit bedeuten kann.

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00:00:30: Klosterlüstern.

00:00:32: Willkommen zum Podcast aus dem Kloster Drübeck.

00:00:37: Mein Name ist Stefan Wohlfahrt und ich versuche auch mit dieser Folge, meine Hörer anzuregen und neugierig zu machen auf das, was für mich christliches Spiritualität heilsam und sinnstiftend macht.

00:00:51: Heute Aufbruch in den Advent.

00:00:57: Ja, es ist tatsächlich wieder Advent.

00:01:01: Bist du schon angekommen?

00:01:03: Im Advent, Latinich Adventus heißt Ankunft.

00:01:10: Es soll also was ankommen.

00:01:14: Ist bei dir schon was angekommen?

00:01:16: An adventlicher Stimmung, Besinnlichkeit?

00:01:21: Oder steht eher Unruhe und Rastlosigkeit im Raum?

00:01:27: Gerade war zu lesen, zwei Drittel der Deutschen fühlen sich ziemlich gestresst, zu viel Termine, Verpflichtung, schlechtes Arbeitsklima, die Weltlage, die Kriege.

00:01:38: Ja, man kann das noch fortsetzen.

00:01:41: Vielleicht ist es gerade deshalb Zeit, den Blick zu wenden und wie es in einem adventlichen Spruch von Jesus in etwas erhabener Reform heißt, seht auf.

00:01:55: erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.

00:02:02: Es braucht wohl so eine Art Haltungswechsel, einen anderen Fokus, eine Empfänglichkeit damit, was bei mir ankommt, adventlich.

00:02:14: Auf etwas zu warten, was ankommen will, ist aber nur ein Aspekt von Advent.

00:02:20: Adventus heißt nicht nur Ankunft, sondern kann auch Eintreffen erscheinen oder sich nähern, anrücken bedeuten.

00:02:30: So wurde der Begriff im antiken Rom verwendet, um die Ankunft des Kaisers oder eines Feldherren im Triumph um den Machtbose zu beschreiben.

00:02:41: Es geht also nicht nur um den Moment der Ankunft, so wie das Flugzeug, das gerade gelandet ist oder der Bus, der gerade ankommt, Sondern um die Spanne vor der Ankunft, wenn man schon realisiert hat, da kommt was, nähert sich was, rückt in Sichtweite.

00:03:01: Ah, man sieht ihn schon, der eintreffen soll.

00:03:04: Bald ist er da.

00:03:08: Das können die jetzt aber auch wiederum zu Missverständnissen führen.

00:03:12: In dem Sinne, ich setze mich gemütlich in den Sessel, mach mir ein Glühwein und warte bis es klingelt.

00:03:19: Dann ist advent.

00:03:22: Übertragen auf die antike Szenerie ist es eher dran vor die Tür zu gehen, sich auf den Weg zu machen, dort wo der Einzug stattfindet, wo das Ankommen gefeiert wird.

00:03:36: Damals gab es ja noch keine Live-Übertragung, also musste man sich schon bequemen, um dabei zu sein.

00:03:43: Es braucht also dieses Aufeinander zugehen.

00:03:49: Ich muss aufbrechen, mich auf den Weg machen, in die Spur kommen, sonst findet das ganze schlicht ohne mich statt.

00:03:59: Damit bin ich bei meinem Stichwort Aufbruch.

00:04:05: Wenn ich in den Erzählrahmen der biblischen Weihnachtsgeschichte schaue, dann sehe ich davor die Geburt in Bethlehem viel Bewegung.

00:04:16: Äußerlich innerlich, da bricht viel auf.

00:04:20: Viel kommt in Bewegung und deshalb möchte ich mich dem ersten Advent unter dem Stichwort Aufbruch nähern.

00:04:31: Für Maria war es erst einmal ein innerer Aufruhr, ein Aufbruch von Innen her und Umbruch nach der Verkündigung des Engels, der ihr Dinge ankündigte, von denen ihr erst mal ganz schwindelig wurde.

00:04:46: Wie soll das gehen?

00:04:48: Was ist hier los?

00:04:49: So ein etwa regiert sie.

00:04:51: reagiert sie in der Szene, wo ihr der Engel die Geburt Jesu ankündigt.

00:04:58: Doch trotz aller Verwunderung und einer gewissen Befremdung kann sie sich dem, was da Wirklichkeit werden will, nicht entziehen.

00:05:10: Am Ende der Begegnung dieser besonderen Art, will liegt sie ein und sagt mir Geschähe, wie du gesagt hast.

00:05:21: Und da bricht etwas in ihr auf, der Samer eines neuen Lebens, ganz klar, ein neues Leben entsteht, und damit verbinden sich eine Fülle von Emotionen, die aufbrechen.

00:05:33: Und irgendwann kann sie auch gar nicht mehr stillsitzen, sie bricht auf ins Gebirge zu ihrer Cousine Elisabeth, um das Unerhört Neue, das sich ankündigt, mit ihr zu teilen.

00:05:44: Und in der Begegnung bei der Begrüßung der beiden bricht es aus ihr heraus, der Lobgesang, des Magnifikats, wo es die Größe Gottes besingt, feiert, der alles umkehrt und wandelt.

00:06:01: Ja, dieses Staunen, das Gott sie erwählt hat, um sein Licht in die Welt zu bringen und damit alles zu wandeln, was bisher in Stein gemeißelt schien.

00:06:15: Ja und schließlich bricht sie vor der Ankunft des Kindes mit Josef auf nach Bethlehem.

00:06:23: Es braucht ihren Aufbruch, damit das Kind, ja menschlich gesehen erst mal ganz falschen Ort, landet, nämlich einem Stall in Bethlehem, in Gottes Augen aber genau der richtige Ort.

00:06:38: Ja und dann sorgt diese Geburt noch für weitere Aufbrüche, Hürten auf dem Feld brechen auf.

00:06:44: nachdem sie den Engel gehört haben, die Weisen sind bereits unterwegs, um dem Stern zu folgen.

00:06:52: Also, viel Bewegung in dieser Geschichte, viel Aufbruch.

00:06:57: Ich möchte so sagen, wenn Gott sich ankündigt, dann heißt es, aufbrechen und ihm entgegen gehen.

00:07:04: Um die Ankunft final zu erleben, müssen Menschen sich auf den Weg machen, aufstehen, Ausschau halten, losgehen, dem Stern folgen.

00:07:14: der Sehnsucht.

00:07:17: Advent als nahende Ankunft löst also eine Gegenbewegung aus.

00:07:24: Wir brechen auf, um dem entgegenzugehen, was ankommen will.

00:07:32: Da ist etwas im Kommen, das uns reizt, aufzustehen, loszugehen, in eine Haltung des Lauschens zu kommen.

00:07:42: Auch ein Aufbruch nach innen geschieht da.

00:07:46: Advent weckt die Sehnsucht.

00:07:48: nach Aufbruch und gibt uns ein Impuls, auch auszubrechen, mal aus Mustern, Gewohnheiten, die uns nicht gut tun und vielleicht etwas anderes zu probieren, einzuüben.

00:08:08: Manchmal bricht ja auch etwas herein in unser Leben, wie bei Maria, der Engel, unerwartet, überraschend und es reicht uns aus unseren gewohnten Bahnen.

00:08:20: Manchmal bricht auch etwas in uns auf, will nach außen ins Leben kommen, Gestalt gewinnen.

00:08:27: Ein Gedanke, ein Wunsch, ein Traum.

00:08:30: Manchmal auch ein Schmerz, der Verborgen lag.

00:08:34: Du kannst darüber nachsinnen, wo das Wort Aufbruch dich gerade jetzt in deinem Leben trifft.

00:08:47: Und du kannst mal nachspüren, sehnst du dich gerade nach einem Aufbruch, dass etwas in Bewegung kommt?

00:08:58: Oder hast du noch damit zu tun, einen Einbruch in dein Leben zu verarbeiten, ihm einen Sinn zu geben?

00:09:05: Etwas, was über dich gekommen ist, dich vielleicht darüber fordert hat.

00:09:12: Und selbst, wenn du dich gerade dort, wo du im Leben stehst, richtig wohl fühlst, tief drin, gibt es immer etwas, das uns ruft.

00:09:26: Mit diesem Podcast zum ersten Advent möchte ich dich ermuntern, diese Aufbruchsbewegung nachzuspüren.

00:09:35: Wie bei Maria geht es zuerst nicht darum, nach Bethlehem aufzubrechen oder sonst wohin.

00:09:41: Es geht zuerst einmal um dieses Offenwerden, eine Empfänglichkeit, die nur möglich wird, wenn das harte und das abgelebte in uns weich wird, aufbricht.

00:09:56: Anfragbar wird.

00:09:59: In einem Lied der Franziskanerin Mechthild Karm Elert heißt es, aufgebrochen bin ich, den zu suchen, den meine Seele liebt.

00:10:09: Ich suche dich, ich suche dich, du selbst bist, der mich findet.

00:10:17: Ja, also so eine Gegenbewegung, ein Aufeinander zugehen.

00:10:24: Wir möchten den finden, der unser Herz.

00:10:27: anrühren, aufbrechen, heilen kann.

00:10:31: Und Advent heißt dann, sich auch aufbrechen zu lassen von der Sehnsucht, die in uns lebt und von der Liebe, die auf uns zukommt.

00:10:42: Vielleicht kann sich das folgende Gedicht von Lothar Cenetti ansprechen und bewegen, dem Aufbruch nachzuspüren und vielleicht eine Spur zu finden, wo dich gerade der Advent hinzieht oder hinführen will.

00:11:04: Es wird kommen der Tag, da verlasse ich zackhaft zuerst, dann beherzt meine einsame Insel.

00:11:17: Waage mich endlich hervor, aus dem Bewerten Versteck und der sicheren Deckung, fast ohne Angst und ohne noch einmal mich umzusehen.

00:11:31: Meine Rüstung tue ich ab und all die Waffen.

00:11:34: Das Wenn und das Aber und steige ins Boot.

00:11:41: Wehrlos werde ich sein und verwundbar.

00:11:44: Ich weiß auf dem offenen Meer und einzig beschützt von der Liebe.

00:11:55: Ich wünsche dir, dass du deine Spur in diesem Advent findest und in die Bewegung kommst, die für dich dran ist in diesem Advent.

00:12:05: Manchmal reicht ja schon ein Aufrichten und Aufblicken, Aufmerken, um in Kontakt zu kommen mit dem Licht, das uns lockt, aufzubrechen.

00:12:19: Mache dich auf.

00:12:21: Erhebe dich, werde Licht.

00:12:23: So tönt es aus dem Prophet Nisaya uns entgegen.

00:12:29: Denn dein Licht ist gekommen.

00:12:32: Seine Herrlichkeit geht auf über dir.

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