Umkehr im Advent

Shownotes

Der Advent war – genauso wie die Passionszeit – im christlichen Jahreskreis immer eine Zeit der Umkehr, Besinnung und Buße. Manchmal bin ich zu verstrickt in meine eigenen Denkmuster. Ich kann den Knoten nicht lösen. Es braucht eine Erfahrung, einen Impuls, der mich anstößt und herausholt aus meiner Selbstumkreisung. Der Advent mit seinem Aufruf zur Umkehr, kann so ein Anstoß sein, der in Bewegung bringt. Solche besonderen Zeiten laden ein, uns empfänglich zu machen, Raum zu schaffen. Umkehr beschreibt eine Dynamik, die uns hilft, Ballast loszulassen, uns von Abhängigkeiten und lebensfeindlichen Mustern zu lösen, um dem Leben in Fülle wieder auf die Spur zu kommen.

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00:00:31: Klosterflüstern.

00:00:33: Willkommen zum Podcast aus dem Kloster Trübeck.

00:00:37: Mein Name ist Stefan Wohlfahrt und ich versuche auch mit dieser Folge meine Hörer anzuregen und neugierig zu machen auf das, was für mich christliches Biotalität heilsam und sinnstiftend macht.

00:00:52: Heute umkehr im Advent.

00:00:59: Der Advent war genauso wie die Passionszeit im christlichen Jahreskreis immer Eine Zeit der Umkehr, Besinnung und Buse.

00:01:09: Sie fordert dazu auf, sich innerlich neu auszurichten, sich von Ballast zu befreien, sich auf das Kommen Jesu vorzubereiten.

00:01:19: Und gibt es ja viele alte Traditionen und Bräuche.

00:01:23: Und vieles spricht uns auch gar nicht mehr an, bleibt stumm.

00:01:28: Daher die erste Frage bei diesem Thema, was mache ich damit?

00:01:32: Sprichte ich mich da noch was an?

00:01:35: Kann ich da was für mich fruchtbar oder gar lebbar machen?

00:01:41: Umkehr.

00:01:42: Wo trifft mich dieses Wort gerade?

00:01:48: Nur ich hatte ich auf dem Weg zu unserem Kloster meinen Schlüsselbund vergessen.

00:01:54: Ich wäre also nirgendwo reingekommen, musste also nochmal zurück.

00:01:58: Ziemlich lästig und ärgerlich sowas.

00:02:02: Zugleich finde ich in dieser kleinen Episode ein treffendes Bild.

00:02:07: Ohne meine Umkehr wären die Türen verschlossen geblieben.

00:02:14: Jetzt mal ein ganz anderes Beispiel.

00:02:16: Reinhold Messner.

00:02:18: Extrem Bergsteiger-Legende.

00:02:21: Er sagt in einem Interview, das Wichtigste beim Bergsteigen ist zu wissen, wann es dran ist, umzukehren.

00:02:29: Ein Drittel seiner Expedition hat er wieder abgebrochen.

00:02:33: Es ist umgekehrt, weil es sich als zu gefährlich oder unterschiedbar erwiesen hat.

00:02:38: Ja, deswegen lebt er heute noch.

00:02:42: Die Sinnhaftigkeit von Umkehr begegnet uns hier als Überlebensfrage.

00:02:48: Manchmal braucht es auch eine Umkehr für unser seelisches Überleben und das Überleben unserer Beziehungen.

00:02:57: Manchmal leben wir so dahin, bewältigen unseren Alltag, machen unser Ding.

00:03:03: Doch unter der Alltagsdecke warber zu einem unbehagen, angestauter Druckfrust eine schwere.

00:03:12: Und dann blitzt ab und zu mal so ein Gedanke in unser Bewusstsein, es muss sich doch was ändern.

00:03:19: Das Leben quietscht, klingt schief.

00:03:22: Und oft zeigt auch unser Leib Symptome, die uns signalisieren, da ist etwas aus dem Gleichgewicht.

00:03:30: Da kann es wie eine Erlösung sein, wenn ein Impuls in unser Leben kommt, der uns sagt, jetzt geh los, jetzt lass jenes hinter dir.

00:03:39: Und du findest etwas, worauf du dich ausrichten kannst, auf das du zugehen kannst.

00:03:47: In unseren Beziehungen sind die Verhängnisse manchmal eher subtil verworren.

00:03:53: Warum finden wir nicht mehr wirklich zueinander?

00:03:57: Was verschließt uns voreinander?

00:04:00: Was treibt uns auseinander?

00:04:04: Und wenn dann so ein Moment der Behaftigkeit vielleicht auch der Einsicht oder Reue aufblitzt, vielleicht auch so ein Moment, wo der andere für mich auf einmal wieder sichtbar wird in seinem Schmerz, seiner Lebendigkeit, seiner Zerbrechlichkeit, dann öffnet sich der Weg der Umkehr zueinander wieder.

00:04:27: Ja, manchmal ist Umkehr auch eine Dynamik, die tief in unserem Inneren stattfindet, gar nichts mit einer äußeren Bewegung zu tun hat.

00:04:38: Es wandelt sich etwas in unserer Art, das Leben zu sehen.

00:04:43: Es wird an unserem Herzen gearbeitet.

00:04:47: Es wird was weich empfänglich.

00:04:50: Vielleicht auch ein Wandel im Fühldenken empfinden.

00:04:54: Das griechische Wort für Umkehr mit erneuer heißt wirklich Umdenken oder Sinneswandlung, also vielleicht auch eine Transformation von innen näher.

00:05:07: Kären wir zurück in den Advent.

00:05:10: Die biblischen Berichte rund um die Weihnachtsgeschichte bieten auf den ersten Blick keine Umkehrgeschichten, doch dann entdecke ich bei genauerem Hinsehen, wie Gott Menschen in eine Korrektur, in eine Sinnesänderung führt.

00:05:25: Und das geschieht dreimal durch Träume.

00:05:30: So will Josef Maria eigentlich wegschicken, als er mitbekommt, dass sie schwanger ist, aber eben nicht von ihm.

00:05:38: Ein Traum lässt ihn dann umdenken, lässt ihn die Dinge anders sehen.

00:05:45: Und dann gibt es noch zwei Träume um die Weihnachtsgeschichte.

00:05:48: Einmal träumt Josef, dass er mit Maria und dem Kind nicht zurück nach Nazareth gehen soll, sondern nach Ägypten ins Exil, um das Kind vor dem grausamen König Herodes zu schützen.

00:06:03: Und auch die Weisen aus dem Morgenland korrigieren ihren Weg aufgrund eines Traumes, in dem ihnen gesagt wird, dass sie nicht über Jerusalem den Heimweg antreten, damit Herodes nicht dem Kind nachstellen kann.

00:06:19: Erstaunlich, um umzukehren, einen anderen Weg zu gehen, braucht es solche Impulse, die weniger aus unserer eigenen Einsicht kommen, sondern ein Impuls sind auf einer anderen Bewusstseinsebene.

00:06:37: Letztlich ist auch der Weg der Hürten und Weisen zur Krippe ein Umkehrweg, ein Weg der inneren Wandlung und der tiefen Einsicht.

00:06:47: Die Weisen werden gewahrt, dass der hoffte König in einem Stall geboren werden kann.

00:06:53: Das galt es erst mal zu verarbeiten.

00:06:56: Die Erwartungen, die ganz anders waren.

00:06:59: Und das, was dann sichtbar wurde.

00:07:02: Oder die Hürteln, die in ihren Erwartungen vielleicht immer wieder enttäuscht wurden.

00:07:08: Und jetzt erfahren, dass der größte Glanz ihnen in tiefster Armut als Kind in der Krippe begegnet.

00:07:17: Das gibt ihrem Leben eine neue Würde und erfüllt sie mit tiefer Freude.

00:07:23: Kommen wir zu unserer Erfahrungsebene zurück.

00:07:27: Manchmal bin ich zu verstrickt in meiner eigenen Denk- und Fühlmuster.

00:07:32: Ich kann den Knoten nicht lösen.

00:07:34: Es braucht eine Erfahrung, ein Impuls, der mich anstößt, herausholt aus meiner Selbstumkreisung.

00:07:43: Der Advents mit seinem Aufruf zur Umkehr kann oder will so ein Anstoß sein.

00:07:51: Schließlich ist er wie die sieben Wochen vor Ostern von altersherumkehrzeit oder auch Fastenzeit.

00:07:59: Man reduziert, um Freiraum zu gewinnen.

00:08:03: Ein Freiraum, in den Einsicht fallen kann.

00:08:07: So wird neue Orientierung möglich, gar ein Schritt der Transformation.

00:08:14: Solche besonderen Zeiten laden ein.

00:08:17: uns empfänglich zu machen, zu halten, Raum zu schaffen.

00:08:23: Das Fasten ist da ein sehr körperlicher Weg, aber auch stille, bringt zu einer Reduktion, öffnet einen Raum, in den etwas fallen kann, damit Umkehr, Wandlung, Sinneswande möglich wird.

00:08:42: Für Jesus bildet die Dynamik der Umkehr den Kern seiner Botschaft.

00:08:50: Als er öffentlich auftritt, eine seiner ersten Worte, kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe gekommen.

00:08:59: Das ruft auch uns zu.

00:09:01: Und damit das nicht so als gut gemeinte Appell in der Luft hängt, erzählt er den Menschen die Geschichte vom vorlornen Sohn und dem gütigen Vater.

00:09:13: Man könnte sagen, das ist so.

00:09:14: die Mutter aller Umkehrgeschichten, die Schönste auch von allen.

00:09:21: In der Geschichte bedeutet Umkehr zuerst Einsicht, ein Insichtgehen, Reue, auch eine Bereitschaft zu vertrauen, dann loszugehen und zuletzt ein sich loslassen in die Arme des Vaters.

00:09:35: Im Gleichnis läuft der Vater dem heimkehrenden Sohn mit offenen Armen entgegen.

00:09:43: Zu Weihnachten nun ist das Gleichnis in gewisser Weise umgekehrt.

00:09:48: Gott legt uns ein Kind vor, damit wir die Arme öffnen, es zu empfangen und dabei gewandelt werden.

00:09:56: Das ist eine schöne Spannung.

00:09:58: Verlor nur Sohn hier die offenen Arme des Vaters und jetzt das Kind, das uns entgegenschaut und von uns begrüßt aufgenommen werden will.

00:10:11: Die Weihnachtsgeschichte trifft ja noch heute viele Menschen an so einem, möchte sagen, weichen Punkt.

00:10:20: eigene biografische Erinnerungen verbinden sich mit der Sehnsucht.

00:10:24: Ja, ich möchte es mal so sagen, einem Stern zu folgen, nach Hause zu kommen, an der Krippe zu stehen, das Kind zu halten, ihm das Herz zu schenken.

00:10:36: Insofern regt die Weihnachtsgeschichte Menschen auch immer wieder an, inne zu halten, zu spüren, wo es mein Herz hinzieht.

00:10:46: Und wo es um der Liebewillen dran ist, mich... Ja, den zuzuwenden, die zu meinem Leben gehören oder die mir gerade vor die Füße gestellt werden.

00:10:57: Voss angesicht.

00:11:00: Ja, oder einen Faden meiner Geschichte wieder aufzunehmen.

00:11:04: Das kann auch so eine Spur der Adventszeit sein.

00:11:09: Etwas, was ich verloren hatte.

00:11:12: Verloren ging, so wie beim Sohn.

00:11:15: Jeder von uns lebt ja mit seinen Verlorenheiten.

00:11:19: und die Sehnsucht wieder anzukommen, heimzukommen.

00:11:24: Erstaunlicherweise liegt den Begriffen umkehren und heimkehren im Bibel Hebrächen das gleiche Wort zugrunde.

00:11:33: Schuf heißt es.

00:11:36: Also umkehren, heimkehren liegen ganz nah beieinander in der Bibel.

00:11:41: In den Klageliedern der Bibel heißt es so schön Bring uns her zu Dir zurück.

00:11:45: Hilf uns umkehren, dass wir heimkehren können.

00:11:51: Und Jesus verbindet das Heimkehren mit dem Umkehren in dem wunderbaren Gleichnis vom verlorenen Sohn.

00:12:01: Ja, umkehr können wir, also auch als eine umfassendere Dynamik verstehen, mit der wir unser Leben auslichten.

00:12:14: Wir wenden uns ab.

00:12:16: von Gewohnheit, Denkmustern, Bequemlichkeiten, die unser Leben zustellen, die unser Leben unklar und unbeweglich machen und verhindern, dass Licht zu uns durchtrinkt.

00:12:28: Die Dynamik der Umkehr lässt uns zurückkehren, zu den Quellen der Kraft, sie hilft, verschüttete Brunnen zu reinigen.

00:12:37: Statt aus Fützen an der Oberfläche zu schlürfen, trinken wir wieder frisches Wasser aus der Tiefe.

00:12:43: Dahin will uns Jesus führen, wenn er zur Umkehr ruft.

00:12:48: Ich will Euch Wasser des Lebens geben, umsonst heißt es in der Johannes Offenbarung und auch im Johannes Evangelium.

00:13:01: Dieter Spannhofer sagt, Umkehr und Buse tun heißt den Widerstand gegen die Wahrheit aufzugeben.

00:13:11: Viele Menschen haben so ein Sicherheitssystem um sich herum aufgebaut, das schützt sie nicht nur vor unangenehmen Überraschungen, sondern auch vor heilsamen Anfragen, mit denen Gott anklopft und unsere falschen Rückschlüsse und Rückbindungen lockern und auflösen will.

00:13:34: Eigentlich geht es immer auch um die Entscheidung, ob ich ein bequemes oder ein wahrhaftiges Leben.

00:13:43: in einer Anekdote wird erzählt.

00:13:46: Ein Mann sitzt im Bummelzug, bei jeder Station steckt er den Kopf zum Fenster hinaus, liest den Ortsnamen und stöhnt.

00:13:56: Nach mehreren Stationen fragt ihn sein Gegenüber im Abteil.

00:14:00: Tut ihn was weh?

00:14:02: Sie stöhnen ja so entsetzlich.

00:14:06: Darauf antwortet der Mann.

00:14:09: Eigentlich müsste ich aussteigen, ich fahre in die falsche Richtung, aber hier drin ist es so schön warm.

00:14:18: Das ist das Gefährliche.

00:14:19: Es ist immer noch so schön gemütlich und bequem in dem Zugabteil, auch wenn es in die Verkehrsrichtung fährt.

00:14:28: Wo haben wir uns in gemütlichen Zugabteilen eingerichtet, die vielleicht wohin fahren, wo unser Herz gar nicht hin will?

00:14:38: Wo haben sich Verhaltsmuster in unser Leben eingeschlichen, die wie schleichendes Gift auf unsere Beziehungen wirken?

00:14:46: Wo sind wir in unserem Leben erst statt?

00:14:49: in reinen Gewohnheiten und Abläufen, aber nicht mehr dem wirklichen Leben auf der Spur.

00:14:56: Wo haben wir unsere Sehnsucht verraten und leben nur noch nach Schema und Chaplone?

00:15:02: Der Apostel Paulus sagt so schön, weißt du nicht, dass dich die Güte Gottes zur Umkehr leitet?

00:15:14: Vielleicht gibt dir diese Folge ein Anstoß zu überlegen, wo dich der Umkehrruf in dieser Adventszeit trifft.

00:15:24: und vielleicht sogar einen Bewegung setzen will.

00:15:28: Wo hat sich in meiner Haltung, in meinen Ansichten etwas verfestigt, ist erstarrt?

00:15:35: Wo bin ich hart geworden?

00:15:38: Wo poche ich?

00:15:40: Vielleicht zu sehr auf meinen Recht?

00:15:42: oder anders herum, wo meide ich zu sehr das klare Wort weiche aus, drücke mich vor Entscheidungen.

00:15:52: Umkehr hat auch was mit Überwindung zu tun.

00:15:55: Überwinden muss ich meine Bequemlichkeit, meine Gewohnheitsmuster, Abhängigkeiten, Anhänglichkeiten.

00:16:03: Das kann schon unsäglich schwer sein, daraus zu kommen oder einen Schritt heraus zu tun.

00:16:12: Doch die Fähigkeit umzukehren gehört zu unserer Menschenwürde.

00:16:16: Umkehr ist ein Akt der Freiheit.

00:16:21: In der jüdischen Überlieferung sind Umkehr und Reue eine Manifestation des Göttlichen im Menschen.

00:16:29: Der Mensch vermag sich, aus dem bindenden Netz seines Lebens zu befreien und eine andere Richtung einzuschlagen, die ihn heimwärts führt.

00:16:40: Rabbi Adin Steinsalt sagt, der Mensch, der umkehrt, verzieht ein Akt von kosmischer Bedeutung.

00:16:49: Er befreit die Funken der Heiligkeit, die von den lebensfeindlichen Mächten in Besitz genommen worden waren.

00:17:00: Ja, vielleicht gönnst du dir im Schein einer Adventskerze etwas stille und lauchst darauf, wo der Umkehrruf Jesu dich berührt, wo ein Funke der Heiligkeit in dir befreit werden möchte.

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